Never Short on Friday – Mythos oder Wahrheit?

Never Short on Friday?

Jeder, der sich etwas mit Aktien und Derivaten beschäftigt ist irgendwann über die Aussagen „Never Short on Friday gestolpert. Heute gehe ich auf die Suche ob an der Aussage etwas dran ist, oder nicht. Mythen gibt es jede Menge, wenn man sich mit der Börse beschäftigt.

Einige davon sind zum Beispiel: “Es ist der letzte Börsentag im Monat. Wir sehen steigende Kurse, da die ungeduldigen Arbeitnehmer Ihre vermögenswirksamen Leistungen in Investmentfonds anlegen und somit die Kurse treiben…” oder “Sell in may and go away – but remember to come back in december” und der wohl berühmteste Satz: „Never Short on Friday“. Was es mit diesem Satz auf sich hat, bzw. ob er wahr ist, habe ich für euch analysiert.

Wenn du noch auf der Suche nach einem Broker bist, habe ich HIER einen Vergleich für dich!

Short-Long

Theorien

Ich habe mir viele Gedanken gemacht, wo dieser Satz herkommen könnte und warum er wahr sein könnte.
Eine Theorie war, dass Banken und andere große Player ihr Geld übers Wochenende vor großen Strafzinsen bei ihren Banken retten wollen und ihr Geld dann lieber in Aktien stecken und der Preis somit in die Höhe getrieben wird.
Unterstützt wurde die Theorie durch die Annahme, dass Unternehmen selten zum Wochenende hin schlechte Nachrichten veröffentlichen. Meist wohl eher im Laufe der Woche.

Weitere Theorien sagen solche Wochenverläufe voraus:

  • Montag – Korrekturtag
  • Dienstag – volatil (“Turnaround-Tuesday”)
  • Mittwoch – neutral
  • Donnerstag – volatil, beide Seiten werden bedient
  • Freitag – positiv, häufige bullische Reversal

Die Analyse

Ich habe mir die DAX Daten vom 04.01.1988 bis zum 04.02.2022 von der Seite Ariva.de heruntergeladen und analysiert.
Die Daten die es von dort gibt, enthalten das Datum, Eröffnungskurs, Tageshoch, Tagestief, Tagesschluss sowie das Handelsvolumen.
Die Tageshochs, -tiefs und das Handelsvolumen interessieren mich hier nicht.
Aus dem Datum hab ich in Excel den Wochentag ermittelt und per einfacher Formel berechnet ob der Tag als Short oder Long beendet wurde (Schlusskurs höher als Eröffnungskurs oder nicht).
Die daraus entstandene Tabelle habe ich in eine Pivot-Tabelle „geschmissen“ um in der Analyse ein bisschen flexibel zu sein und auch andere, interessante Details zu analysieren.
Insgesamt sind in die Analyse 5622 Datenzeilen eingeflossen.

Never Short? – Das Ergebnis

Das Ergebnis hat mich ehrlich gesagt bedingt überrascht. Ich war davon ausgegangen, dass die Verteilung relativ homogen aufgeteilt ist, die Longs im gesamten die Nase vorn hat (sonst wär der Dax nicht um 14.000 Punkte gestiegen) aber habe wirklich einen Short-Day erwartet, wenn auch nicht unbedingt der Freitag.

Long/Short | WochentageMontagDienstagMittwochDonnerstagFreitag
Long587589595591571
Short520541539544545
Auswertung der Longs & Shorts nach Wochentagen

Wie ihr seht, es gibt nicht den einen Wochentag, an dem der Dax öfter Short gegangen ist als Long! Der Freitag ist im Vergleich zu den anderen Tagen ziemlich identisch zu den anderen Tagen. Einziger Ausreißer ist hier eigentlich der Montag! Am Montag ist die Anzahl der Shorts „deutlich“ (~20 Tage weniger) geringer als an den restlichen Wochentagen.
Wenn wir uns die Quartale anschauen sieht es leicht anders aus. Hier fällt auf, dass im Quartal 3 deutlich häufiger Shorts auftreten!

Longs/Short | QuartalQ1Q2Q3Q4
Long752715725741
Short668667720634
Auswertung der Longs & Shorts nach Quartalen

Das bestätigt auch einige Theorien, dass im bekannten „Sommerloch“ an der Börse nicht sonderlich viel passiert, wodurch die Kurse dann natürlich auch den einen Tag rauf und am nächsten Tag um die gleiche oder ähnliche Größe wieder runter gehen. -> Seitwärtsbewegung.

Fazit

Wie man leider sieht, kann man keine verlässliche, Kalenderbasierte Strategie entwickeln.
Einzig auf die Quartal 3 bzw. Sommerloch Häufung scheint verlass und man sollte in diesen Monaten mit bedacht handeln.

Welche Erfahrung habt ihr gemacht? Habt ihr mit dem Ergebnis gerechnet?

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